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Buchtipps - Belletristik

Eine Familiengeschichte am Anfang der Corona- Pandemie. Es beginnt damit, dass der ortsansässige Pfarrer im Sterben liegt und die Familie, quarantänebedingt, nur zum Teil zusammenkommen kann. Im weiteren Verlauf erfährt man dann immer mehr über die Probleme der einzelnen Familienmitglieder, die sich durch die Pandemie als noch schwieriger gestalten. Aber auch die gesellschaftlichen Probleme und Ungleichheiten der Gesellschaft in dieser schwierigen Zeit werden ans Licht gebracht. Teilweise können sie gelöst werden, zum Teil lässt es die aktuelle Lage nicht zu.

Der 11-jährige Martin hat schon früh seine gesamte Familie verloren und wächst quasi so nebenbei und ohne Anschluss in seinem Dorf in Kriegszeiten auf. Sein einziger Weggefährte ist ein schwarzer Hahn, den er auch immer bei sich hat. Obwohl er ein sehr anständiger Junge ist, gilt er als Sonderling und wird von den Menschen gemieden. Als dann in dem Dorf Kinder entführt werden, wird Martin dafür verantwortlich gemacht und er flieht mit dem einzigen Menschen, dem er im Lauf der Zeit Vertrauen schenkte.

Maxine und Alex. Beide auf dem Weg nach Brüssel. Zusammen. Die Gründe dafür können allerdings unterschiedlicher nicht sein. Und auch die gemeinsame Reise war von beiden so überhaupt nicht geplant. Nach anfänglichen, generationenübergreifenden Schwierigkeiten haben sich sich dann doch miteinander arrangiert und können noch gemeinsam die Reise antreten. Dass die Reise nicht ohne Schwierigkeiten verläuft lässt sich recht schnell erahnen.

In ihrem Debütroman schreibt Minu D. Tizabi über Sean, einen jungen Menschen der mit Panikattacken zu kämpfen hat. Sean kommt in eine Psychiatrie, dort scheint es ihm besser zu gehen und er lernt langsam mit seiner Krankheit umzugehen. Allerdings bekommt er jede Nacht einen Telefonanruf auf französisch, der ihm Rätsel aufgibt, bis er einen immer wiederkehrenden Satz heraushört. Als er seinen Mitpatienten davon erzählt, werden aus dem Satz Koordinaten entziffert und sie beschließen, die Klinik auf eigenen Faust zu verlassen und in Berlin nach der Lösung des Rätsels zu suchen.

Constanze Neumann erzählt opulent und spannend das genau recherchierte Porträt zweier höchst unterschiedlicher Frauen und damit die Geschichte ihrer eigenen Familie. Auf der einen Seite Anna Reichenheim, die aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie stammt

Die Autorin verknüpft in „Schicksal“ zwei Leben miteinander: Das der 90-jährigen Rachel, die 1944 als 15-Jährige ihr Elternhaus verlassen hatte, um sich der zionistischen Untergrundgruppe „Lechi“ anzuschliessen und Anschläge auf britische Soldaten im damaligen Mandatsgebiet Palästina zu verüben. Und das von Atara, einer knapp 50-jährigenArchitektin, die sich im Israel der Gegenwart auf die Rekonstruktion alter Gebäude spezialisiert hat. Zeruya Shalev spannt über die Geschichten ihrer Protagonistinnen einen Bogen vom vorstaatlichen Israel bis heute.

Redbone und Calvert kennen sich seit Langem. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten fühlen sie von Anfang an eine starke Verbundenheit. Zwischen den beiden Männern entsteht über die Jahre eine ungewöhnliche Freundschaft. Eher zufällig entsteht in ihnen die Idee der Kornkreise. Während sie hoffen, dass sie in diesem Sommer den perfekten Kreis erschaffen können, kommen sie ihrem Land und seinen Bewohnern, ihren eigenen Träumen näher, erleben sie sowohl ernüchternde als auch traumgleiche Begegnungen.

Die Ich-Erzählerin schildert in kurzen Kapiteln Erinnerungen an ihre Kindheit, Jugend und ihr Erwachsenenleben. „Manchmal da fallen mir Bilder ein“ - so erzählt sie von ihrer Familie, ihren Freunden und ihrem unberechenbaren Vater. Wir begleiten sie durch ihre Kindheit, endlich ziehen sie weg vom Vater; sie zieht mit ihrem Freund zusammen und studiert. Und doch spürt man die Allgegenwärtigkeit des Vaters. Die Autorin beschreibt dieses Leben wie durch eine Kamera, in einer fast sachlichen klaren Sprache, die nie auf Mitleid aus ist. Und doch leidet man mit.

Ruth erzählt uns aus ihrem Leben. Wir tauchen völlig in ihre Familiengeschichte ein: ihre Trauer um den verstorbenen Mann, ihre Stieftochter Sophie ist schwanger ohne Kindsvater, ihr fünfzehnjähriger Sohn Benni lebt noch bei ihr, ihr Sohn Manuel studiert in Amsterdam, ihr Vater lebt im Pflegeheim und ihr bester Freund ist ihr eine große Stütze. Ruth ist eine starke Frau, sie hat ihr Leben im Griff. Sie ist auf Facebook und Twitter unterwegs und sagt ihre Meinung. Und plötzlich ist da die erste abscheuliche Nachricht, die nicht nur sie, sondern auch ihre Familie und Freunde erhalten.

Was für ein Schmöker!