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Buchtipps von Axel Dittrich

Als Hubert Horatios Eltern ihr ganzes Geld verjubeln, müssen sie ihr schönes Haus verlassen und in eine Sozialbauwohnung umziehen. Und siehe da: Man kann es auch schön haben, wenn man arm ist. Der Kakao zum Beispiel wird von der Küche zum Schlafzimmer nicht mehr kalt. Frech und witzig zeigt Child, dass man viel aus dem Leben machen kann und dass manchmal auch die Kleinen den Großen etwas beibringen können.

Die Filme des Regisseurs Wes Anderson bestechen vor allem durch ihre einzigartige, unverkennbare Bildsprache. Ungewöhnliche, überraschende, teils bizarre Szenerien – immer perfekt durchkomponiert. Eine ganz besondere Ästhetik, die Millionen Fans lieben. Und zwar so sehr, dass sie sich weltweit auf die Suche begeben und Orte aufspüren, die aussehen, als seien sie einem dieser Filme entsprungen – accidentally Wes Anderson eben. Ergänzt um Geschichten zu den Plätzen und Gebäuden sowie über die Menschen hinter den Fassaden zeigt dieser Band die schönsten und schrägsten Fundstücke .

Wollten Sie schon immer einmal durch ein Buch reisen? Mit Rébecca Dautremer und diesem staunenswerten Buch sind wir auf jeder Seite mitten in einer Entdeckungsreise: Wir begeben uns mit Sweety, dem Kaninchen, auf den langen, langen Weg von ihrem Zuhause bis hin zum Hafen, wo Jacominus kurz davor ist, ein Schiff zu besteigen, und bang auf sie wartet. Wir laufen über Wiesen, durch einen Zirkus, an Marktständen vorbei und an unzähligen Weggefährten, bis zu den Hafendocks, wo wir schließlich in der Ferne die Silhouette von Jacominus erspähen … Kommen wir noch rechtzeitig an?

Seit 2005 erscheinen ihre Romane ungekürzt im Argon Verlag, lebendig und nuancenreich gelesen von Eva Mattes. Zusammen haben sie eine einmalige Erfolgsgeschichte geschrieben und mit jedem Hörbuch unzählige Hörer für sich begeistert. Die sechs großen Romane sowie der Briefroman „Lady Susan“ liegen nun als aufwendig gestaltete Hörbuch-Gesamtausgabe vor. Ein Hörgenuss!

„In Robinsons Tochter steht alles drin, was ich zu sagen habe.“ (Jane Gardam) Über das Leben einer ungewöhnlichen Frau. Einfühlsam, witzig und raffiniert. England 1904 – Polly, mit sechs Jahren schon eine Pflegefamilien-Veteranin, kommt zu ihren frommen Tanten in das gelbe Haus am Meer. Hier gibt es kaum Unterhaltung, aber es gibt Bücher, und lesend entwickelt sich Polly unbemerkt zu einer stillen, unbeugsamen Rebellin. Ein großer Roman voller hinter gepolsterten Türen verborgener Geheimnisse, so raffiniert und klug, wie nur Jane Gardam sie inszenieren kann.

Die Instagram-Schreibkünstlerin Ilona Hartmann erzählt in ihrem Romandebüt „Land in Sicht“ mit trockenem Witz vom Suchen und Finden einer Vaterfigur. Eine junge Frau wächst ohne ihren Vater auf und macht sich auf die Suche nach ihm. Sie findet ihn als Kapitän eines Flusskreuzers auf der Donau, wo sie sich kurzerhand inkognito einbucht und eine Woche mit ihm, 120 Rentnern und der trinkfesten Besatzung verbringt. Sie reflektiert auf der Reise ihre eigene Biografie und lernt einen vertrauten Fremden (oder fremden Vertrauten?) kennen.

Ein Ort in der Provinz, im Osten Frankreichs. Stillgelegte Industrie. Unerträgliche Hitze. Eine Gruppe Jugendliche. Langeweile. Konflikte mit und zwischen den Eltern. Die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Nicolas Mathieu schreibt über die am Rande Liegengelassenen. Über vier Sommer begleitet „Wie später ihre Kinder“ Anthony, Hacine und ihre Freunde beim Erwachsenwerden in einer Welt der Reihenhaussiedlungen und Durchschnittsstädte - einer Welt, in der ihnen nichts geschenkt wird und an der sie dennoch hängen.

Neumond über der Skyline von Boston, Nordlichter über einem verschneiten Wald in Lappland, die Milchstraße über den imposanten Statuen der Osterinsel, Sternspuren über einem kleinen Dorf auf Maui: ›Die Erde bei Nacht‹ führt von hell erleuchteten Städten in die dunkelsten und entlegensten Regionen der Erde, zu historischen Stätten des Weltkulturerbes und modernen Sternwarten. Faszinierende Aufnahmen von über vierzig Fotografen aus fünfundzwanzig Ländern fangen die weltweit schönsten Landschaften und Kulturdenkmäler vor dem Hintergrund des nächtlichen Sternenhimmels ein.

Kya ist sechs Jahre, als sie mitansehen muss, wie ihre Mutter geht. Von da an lebt Kya allein mit ihrem Vater mitten im Marschland in North Carolina. Um sie herum ist nur Natur - Salzwiesen und Sümpfe. Und irgendwann ist auch noch ihr Vater weg und Kya ganz allein. Owens schildert mit viel Gefühl, aber ohne Sentimentalität, wie Kya lernt zu überleben. Von den Dorfbewohnern aus der Umgebung wird sie misstrauisch beäugt. Sie ist das Marschmädchen. Diesen Ruf behält sie, auch als sie längst eine junge Frau geworden ist.

Madjidi beschreibt in ihrem Debütroman das zerrende Gefühl des Zwiespalts über ihr geteiltes Leben als Iranerin und Französin. Dieses Gefühl begreifbar und erlebbar zu machen, gelingt ihr auf beeindruckende und bewegende Art und Weise. Der Wechsel zwischen einem kontrollierten Erzählton - ganz französisch - und einer bilderreichen, lyrischen Sprache, die an die persische Poesie denken lässt, ist ganz wunderbar. Auf diese Weise schafft sie es, ihrer Zerrissenheit sogar auf sprachlicher Ebene Ausdruck zu verleihen.